Die Welt ist im Wandel….. Teil 2 – Das Äon der Isis

Wir wissen nicht, wann das Äon der Isis begann, denn seine Anfänge liegen jenseits der Geschichtsschreibung. Mit dem Isis Äon befinden wir uns im mythischen Zeitalter.

Auf dem Weg durch dieses mythische Zeitalter möchte ich mit Dir eine kleine Zeitreise machen….

Götter und Ahnen
Götter und Ahnen | CC0 Creative Commons Lizenz – pixabay.com

Was wir von unserer Welt wissen, findet seine Erklärung im Wollen der Götter, Geister und Ahnen. Sie beherrschen die Welt und sie beherrschen uns. Wir können mit ihnen sprechen und verhandeln. Wir können ihr Wollen ahnen und ihnen dienen. Oder versuchen, sie uns zu nutze zu machen.

Die Götter, Geister und Ahnen sind immer da. Sie sind direkt unter uns. Alles was ist, hat Anteil an ihnen, ist ein Teil ihres Wesen. Wenn wir bei uns in Ägypten einen Skarabäus sehen, dann ist er nicht ein Symbol für Kephra. Er ist Kephra, der sich in der Form des Skarabäus zeigt, wesensgleich.

Die ganze Welt, auch das Handeln von uns Menschen, ist eine Erscheinung des göttlichen.

Unsere Rituale und Traditionen bewahren die Ordnung der Welt. Ohne unsere Rituale und Traditionen würden wir sterben und die Welt würde vergehen. Wir können weder von Religion noch von Wissenschaft sprechen. Unsere Seinskenntnis macht diese Trennung nicht. Unser Seinskenntnis ist das Mythologische.

Auch Ich und Welt , Subjekt und Objekt existieren nicht. Wir Menschen sind eins mit einer lebendigen Welt, mit der wir in ständiger Kommunikation stehen. Wir leben in einer Wir-Welt.

Ein kleiner Ausschnitt aus dem Gedicht „Der Hauch der Ahnen“ von Birago Diop:

Erlausche nur geschwind
die Wesen in den Dingen
Hör sie im Feuer singen,
Hör sie im Wasser mahnen
Und lausche in den Wind:
Der Seufzer im Gebüsch
Das ist der Hauch der Ahnen.

Kommen wir von der Kindheit des Menschen zurück an die Schwelle des Horus Äon. Für uns ist eine durch und durch mythische Wir-Welt heute nicht mehr denkbar. Wir können uns annähern, wissend, dass wir aus einer anderen Lebenswelt stammen.

Obwohl… Mach Dir den Moment bewusst, als Du das letzte mal auf einen Gegenstand geflucht hast, weil Du Dich an ihm gestoßen hast. Genau in diesem kurzen Schreckmoment wurde dieser blöde Gegenstand lebendig und hat Dir Weh getan.

In einer mythischen Wir-Welt zu leben hat Konsequenzen. Darauf möchte ich im folgenden stichwortartig eingehen:

In einer Welt ohne verlässliche Naturgesetze ist das eigene Leben und Wohlergehen davon abhängig, dass Du Dir die Götter und Geister gewogen machst. Sie könnten Dir sonst übel mitspielen.

Bedenke, dass so etwas wie Naturgesetze noch nicht bekannt war. Vorhersagen über das was passiert waren deshalb nur bedingt verlässlich. Göttern wurden statt dessen eigene Absichten unterstellt und sie konnten durchaus anders als man selbst wollte. Dadurch herrschte eine gewisse Willkür in der Welt. Einen Anklang daran findest Du heute, wenn Du von Glück, Pech und Schicksal sprichst.

Da sich das Ich noch nicht von der Welt abgesondert hat, können wir auch noch nicht von Freiheit des Individuums sprechen. Der Mensch hat nur die Möglichkeit, seinen Platz in der Ordnung der Welt zu finden oder dabei zu versagen. Bei den meisten Völkern spielen dabei Übergangsriten und Visions-Suche eine Rolle. Auch die Familienzugehörigkeit konnte entscheidend sein. Wer in einer Familie von Priestern aufwuchs, wurde sehr wahrscheinlich selbst einer.

Für Thelemiten: Bei Ankh-af-na-Chonsu war dies der Fall.

Wie eine solche soziale Rolle dann am besten ausgefüllt werden konnte und wie man am besten handelte, dafür boten Heldensagen, Geschichten und Traditionen eine Orientierung.

Pyramiden
Pyramiden von Gizeh | CC0 Creative Commons Lizenz – pixabay.com

Es gab im Isis Äon keine Ethik und Moral, weder Gut noch Böse. Was es gab waren Ordnung und Chaos. In Ägypten herrschte Ma’at, die Ordnung. Um Ägypten herum herrschte Isfet, das Chaos. Diese Unterscheidung zwischen Ordnung und Chaos findet sich auch schon in den alten Stammeskulturen. Deshalb wurden Menschen von außerhalb meist als nicht gleichwertig angesehen.

Religionskriege waren den Menschen von damals unbekannt. Keiner der vielen Götter erhob sich als einzig wahrer Gott über die Anderen. Wurde ein Krieg verloren, konnte es passieren, dass die Verliererseite den Gott des Siegers übernahm. Er hatte sich schlicht als stärker erwiesen. Das war dann eine pragmatische Entscheidung, nicht mehr.

Fremde Gottheiten wurden durchaus in das eigene Pantheon übernommen, wenn es einen Platz und eine Aufgabe für sie gab. In Ägypten war Bes eine solche Gottheit. Sie stammte ursprünglich aus dem Sudan. Da die meisten Gottheiten an bestimmte Aufgaben gebunden waren, ähnelten sich die Pantheons der verschiedenen Völker. Es gab deshalb keine Probleme, Götter auszutauschen oder fremde Götter zu übernehmen. Die größten Unterschiede in den Pantheons entstanden durch geographische und klimatische Bedingungen. Man braucht in der Sahara schlicht keinen Meeresgott. Aber ob Sahara oder Inselreich, eine Gottheit für die Gesundheit brauchen alle.

Dieser kleine Einblick mag Dir deutlich machen, wie fremd uns das Isis Äon ist. Wenn Rousseau von den edlen Wilden spricht oder das Bild vom unschuldigen Leben in der Karibik gezeichnet wird, dann mag uns vielleicht ein Hauch aus fernen Zeiten anwehen. Ein Hauch, der Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies weckt.

Doch dieser Hauch ist trügerisch. Strafen für Vergehen waren meist Leibesstrafen oder häufig der Tod. So gut wie niemand hatte eine freie Entscheidung über sein eigenes Leben. Der eigene Platz in der Gesellschaft war meist vorherbestimmt. Kriege wurden gnadenlos geführt. Häufig alle Besiegten getötet oder versklavt. Auch dies ist Teil des Isis Äons.

Wie ein Erwachsener kein Kind mehr werden kann, können wir nicht zurück in das Isis Äon. Das sollte sich jeder bewusst machen, der sich mit heidnischer, indianischer oder schamanischer Spiritualität beschäftigt und das Werdende in der Vergangenheit sucht.

Doch gibt es auch vieles, das verloren ging in der Zeit und was es lohnt sich zurückzuerobern, ohne in das Isis Äon zurückzufallen: Die Immanenz des Göttlichen, die Kraft des Mythos und das Wissen um Zusammenhänge die nicht kausal sind.

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