Die Welt ist im Wandel….. Teil 4 – Das Äon des Horus
Wir schreiben das Jahr 1904. Der Jugendstil steht in voller Blüte. Einsteins Arbeit an der Relativitätstheorie kommt langsam zum Abschluss, er wird sie 1905 veröffentlichen. Zeppeline sind der letzte Schrei an Reisemöglichkeit und Hermann Hesses erster Roman erscheint. Überhaupt, Aufbruch liegt in der Luft.
Zu dieser Zeit reist ein gewisser Herr Crowley mit seiner Frau Rose durch Ägypten. Sie befinden sich in Kairo, als seine Frau in Trance verfällt und ihm mitteilt, dass Horus ihn sprechen wolle. An drei aufeinander folgenden Tagen, den 8. 9. und 10. April jeweils um 12:00 -13:00 diktiert eine Wesenheit namens Aiwass dem einbestellten Crowley das Liber L vel Legis. Dies ist der symbolische Startschuss für das Äon des Horus.
Eine Zeitenwende hatte sich schon lange vor Crowley angekündigt, spätestens in den 1780er Jahren mit Kant und dem Beginn der Aufklärung.
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.(…)
Immanuel Kant, 1784
Doch was war geschehen, dass die Menschheit sich wie schon zum Beginn des Osiris Äons an einen Scheidepunkt ihrer Geschichte begeben hatte? Auch bei diesem Übergang von einem Äon zum nächsten können wir das nicht an einem einzelnen Punkt fest machen.
Seit die Telegrafie in den 1840er Jahren erfunden und stetig weiterentwickelt worden war, begann der Wissenszuwachs in der Welt sich rasant zu steigern. Der Glaube an den technischen Fortschritt war bis zum Untergang der Titanic 1912 grenzenlos. Dauerte in den 1700er Jahren eine Reise von 30 Kilometern noch einen Tag, so legte man solche Entfernungen bald in einer Stunde zurück. All dies steigerte die Kommunikationsmöglichkeiten und die Komplexität der Welt enorm.
Wir sehen auch, dass die beiden großen Antagonisten des Osiris-Äon: Religion und Wissenschaft, keine Antworten mehr auf die Frage nach unserem Lebenssinn liefern.
Der dogmatische Sinn der Religionen beleidigt den Selbstwert des Menschen, der sich seit der Renaissance immer mehr als schöpferischer Mensch begreift.
Der mechanistischen Welt der Wissenschaft und ihrer Verdinglichung des Menschen ist es unmöglich, einen Sinn zu finden, auch wenn sie uns immer neue Machbarkeiten aufzeigt.
Mit Nietzsche haben wir den absoluten, metaphysischen Gott des Osiris Zeitalters beerdigt. Mit der modernen Naturwissenschaft auch die absolute Wahrheit.
So wankt der Mensch am Beginn des Äons zwischen Tradition und Beliebigkeit, Glauben und Wissen. Sein fester Halt ging verloren. Dieser dystopisch anmutende Moment birgt nicht nur Gefahren, sondern auch eine große Chance für uns Menschen.
Die Gefahr besteht einerseits darin, unser Leben als beliebig zu begreifen und damit als wertlos. Nietzsche thematisierte diesen Zustand mit seinem Zarathustra als die letzten Menschen dieser Erde. Sie sind leidenschaftslos. Es gibt kein Ziel mehr, das es Wert ist angestrebt zu werden. Sie sind sich auch selbst kein Ziel mehr. Sie sind sich selbst wertlos geworden.
Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. »Wir haben das Glück erfunden« – sagen die letzten Menschen und blinzeln –
Nietzsche, Also sprach Zarathustra Vorwort Kap.5
Wir können an diesem Punkt unserer Entwicklung auch versuchen, die Augen fest zu verschließen, mit Feuer, Schwert und Verachtung die alten Dogmen verteidigen. Dies ist zweite Gefahr.
Immer noch werden Hexen verbrannt
auf den Scheiten der Ideologie.
Irgendwer ist immer der Böse im Land
und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand,
in die heiligen Kriege ziehn.Konstantin Wecker – Hexeneinmaleins
Doch was passiert, wenn es uns gelingt diese Klippen zu umschiffen?
Wir werden einen weiteren Schritt in Richtung Freiheit unternommen haben.
Wir werden sehen, dass nur wir es sind, die uns einen Sinn im Leben geben können. Niemand sonst ist für uns verantwortlich.
Wir werden sehen, dass es andere Menschen gibt, die genau wie wir Schöpfer ihres eigenen Lebens sind. Wir sind Stern unter Sternen.
Wir werden auch sehen, dass die Welt unsere gemeinsame Schöpfung ist. Ein Spielplatz für uns Sterne, ein Kindergarten für werdende Götter.
Ich will nicht verschweigen, das wir, die wir den Weg des Sterns und der Schlange gehen, auch scheitern können. Doch ihn nicht zu beschreiten, bedeutet schon vor dem ersten Schritt gescheitert zu sein.
Im Äon der Isis waren wir Kinder, uns selbst als Individuum noch nicht bewusst. Im Äon des Osiris erreichten wir unsere Jugend und konnten unser Ich entdecken. Im Äon des Horus können wir erwachsen werden und unseren Platz als Stern unter Sternen einnehmen.
Die Welt ist im Wandel….
Wie wir die Welt entwickeln, wie wir Uns entwickeln, das werden wir in den nächsten 2000 Jahren sehen. Es liegt in unseren Händen.
Eine Orientierung für diesen Weg bieten uns die Kernsätze des Liber L`s:
Es gibt kein Gesetz, außer Tu was du willst.
Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern.
Der Tod oh Mensch ist Dir verboten.
Liebe ist das Gesetz. Liebe unter Willen.