Magische Weltbilder gibt es solange wie das Menschheitsgedächtnis zurück reicht. In fast allen Kulturen mit ihren ganz verschiedenen Weltbildern gab oder gibt es Götter, Geister, Dämonen und Magie.
Doch wie muss ich mir solch ein Weltbild vorstellen, in dem Magie funktionieren kann?
Was sind ihre Gemeinsamkeiten?
Was die Unterschiede?
In den kommenden Artikeln werde ich mich mehreren magischen Weltbildern widmen, um dir am Ende eine Vorstellung davon zu geben, wie wir im neuen Äon uns eine magische Welt vorstellen können ohne in überkommene Sichtweisen zurück zu fallen.
Da mir bei der Frage, was ein magisches Weltbild ausmacht, diese und jene Standardantwort durch den Kopf schwurbelte, drehte ich die Frage lieber um: Wie muss ein Weltbild beschaffen sein, in dem Magie nicht funktionierten kann? Was für ein Weltbild könnte das sein?
Darauf hab ich nur eine Antwort gefunden:
Die geteilte Welt des René Descartes
Wenn ich mir die Welt als vollständig getrennt in einerseits geistig und andererseits materiell bestimmt vorstelle, und nur das als real akzeptiere, was messbar ist, dann ist Magie unmöglich. Solch eine radikale Trennung hat René Descartes (1596 – 1650) vollzogen und eingehend beschrieben. Er nannte seine beiden nunmehr getrennten Welten Res Cogitans und Res Extensa.
Res Extensa, die ausgedehnte Welt, funktioniert rein mechanisch nach Naturgesetzen. Ebenso funktioniert auch unser Körper, er ist Teil der messbaren Welt. Der Geist des Menschen (sein Denken, seine Seele), die Res Cogitans, mag zwar diese Naturgesetze erkennen und der Mensch mag auch lernen mit ihnen umzugehen, doch wird er niemals mit seinem Geist direkt Einfluss auf die Welt nehmen können. Die Kluft ist nicht zu überbrücken.
Die Folgen dieser strikten Trennung sehen wir heute in der westlichen Medizin, im Primat des wissenschaftlichen Weltbildes gegenüber spirituellen, im Materialismus und im Atheismus. Letztlich in einer sinnlosen, mechanischen Welt.
Wie Magie möglich ist
Hiermit habe ich schon heimlich eine Bedingung für Magie, wenn nicht gar die wichtigste vorausgesetzt: Magie kann es nur dann geben, wenn wir uns die Welt nicht als strikt getrennt in Geist und Materie, Innen und Außen vorstellen, wenn es also einen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen mir und der Welt gibt.
Wir werden im Weiteren sehen, dass es nicht nur ein Weltbild gibt, in dem der Mensch sich mit der Welt verbunden erlebt. So unterschiedlich wie diese magischen Weltbilder sind, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten, die sie eröffnen.
Ein Wort zur Warnung
Es geht mir nicht darum, welches Weltbild das richtige oder einzig wahre ist. Welches gut und welches schlecht ist. Wer so urteilt, der klatscht sein Weltbild auf ein anderes, ohne das andere aus sich selbst heraus zu begreifen.
Was wir beobachten können, sind Entwicklungen von einem Weltbild zum anderen.
Wenn wir z.B. Weltbilder zeitlich anordnen, nimmt der Freiheitsgrad, das heißt der menschliche Entscheidungsspielraum von Weltbild zu Weltbild zu. Auch die Grenze, was man sich als Innen und was als Außen vorstellte, und jene zwischen Ich und Nicht-Ich verschiebt sich im Laufe der Zeit.
Der Übergang von einem zum zeitlich darauf folgenden Weltbild ist keine zwangsläufige Entwicklung, die nur so und nicht anders hätte stattfinden können. Weltbilder verändern sich durch die Fähigkeit des Menschen, Entscheidungen zu treffen, umzusetzen und andere für die neue Sicht zu begeistern. Die Veränderungen folgen keinen Naturgesetzen.
Übergänge von einem zum anderen Weltbild lösen die unlösbar erscheinenden Probleme des vorherigen Weltbildes. Und bringen neue, bis dato nicht mal vorstellbare Sichtweisen, mit sich. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
So befreit uns das mittelalterliche, christliche Weltbild von der Willkür der Götter der Antike und von unserer Verantwortung, dass die Sonne sich Tag für Tag um die Erde dreht.
Das thelemische Weltbild befreit uns von einem übermächtigen Schöpfergott und gibt nun uns Menschen die Verantwortung von Schöpfern.
Bringen wir den Beobachter ins Spiel
Es gibt Linien mit denen sich die verschiedenen Weltbilder zueinander in Beziehung setzen lassen. In den folgenden Texten werde ich mich auf zwei von ihnen beziehen:
- Die erste Linie ist die der Verschiebung der Grenze zwischen Ich und Welt.
- Die zweite Linie ist die der eigenen Handlungsfreiheit und der Entwicklung des Ich, die in jedem Weltbild unterschiedlich ist.
Am Ende dieser Einleitung sei noch gesagt, dass deine Vorstellung von der Welt dein in-der-Welt-sein bestimmt und umgekehrt.
Die schlechte Nachricht:
Wenn in deinem Weltbild astrale Erlebnisse unmöglich sind, wirst du sie nie erleben. Sind Orakel für dich bloße Zufälligkeiten, werden sie für dich sinnlos bleiben.
Die gute Nachricht:
Du hast die Fähigkeit, dein Weltbild so zu verändern, dass dies alles möglich wird 🙂
Anmerkungen:
- Viele Anregungen zu meinem Thema verdanke ich Walter Ötsch. Hier findest Du seine Vorlesungen auf youtube
- Weitere anregende Lektüre zum Thema: Jan Assmann – Magie und Ritual im alten Ägypten
Artikelreihe:
- Magisches Weltbild
- Das magische Weltbild der Antike
- Vom Mythos zum Logos – Die Erfindung des inneren Raums und der äußeren Welt